Internationales Springer-Meeting Cottbus

Björn Otto: In Cottbus passt einfach alles

Der ehemalige Weltklasse-Stabhochspringer Björn Otto ist zwölf Mal beim Springer-Meeting angetreten. Er konnte das allererste Meeting 2003 gewinnen. Weitere drei Siege folgten 2004, 2013 und auch bei seiner letzten Teilnahme 2014. Er hält immer noch den deutschen Freiluft-Rekord mit 6,01m und arbeitet inzwischen als Pilot. Dennoch nimmt er sich jedes Jahr die Zeit, zum Springer-Meeting nach Cottbus zu kommen. Warum ihm das wichtig ist und wie sein Alltag heute aussieht, erzählt er im Interview.


Wir freuen uns sehr, dass Du Dir auch dieses Jahr die Zeit nimmst, nach Cottbus zu kommen. Warum ist Dir das so wichtig?
Es gibt Meetings, die sind mir immer noch wichtig, weil ich häufig da war und sie häufig gewinnen konnte – und wo eben auch das Menschliche drumherum ganz einfach passt. Das trifft für Cottbus in allen Punkten zu, deshalb nehme ich mir gern die Zeit und freue mich darauf.

Zu Deinen aktiven Zeiten gab es unter den deutschen Stabhochspringern einen Kampf um die Startplätze bei internationalen Meisterschaften. Zurzeit ist es in diesem Bereich relativ ruhig – woran liegt das Deiner Meinung nach? Es kann doch nicht plötzlich keine Talente mehr geben?
Die Jahrgänge 1976 bis 1980 waren unglaublich starke Jahrgänge in der Leichtathletik und auch im Stabhochsprung. Und da waren auch viele Athleten dabei, die lange gesprungen sind. Wir waren ein großer Haufen, der lange alles dominiert hat.
Die Talente gibt es sicher nach wie vor – aber man muss sie erstmal finden und bei Laune halten, so dass sie auch in schwierigen Phasen dabeibleiben. Das Problem haben alle Sportarten, die nicht nur auf Spaß aus sind und wo man erstmal ordentlich arbeiten muss, um etwas zu erreichen. Es gibt auch immer wieder Berg- und Talfahrten. Wir waren die ganzen Jahre halt auch megaverwöhnt – jetzt sind es mit Raphael Holzdeppe, Torben Blech und Bo Kanda Lita Baehre eben mal nur drei Springer statt sieben, die in der öffentlichen Wahrnehmung stehen.

Wie sieht Dein Alltag heute aus? Durch die Welt zu fliegen ist ja nicht so viel anders als zu Deinen aktiven Zeiten.
Etwas anders ist es schon. Ich sitze zwar auch am Flughafen, aber damals sind mir Fragen durch den Kopf gegangen wie „Gehen die Stäbe problemlos mit dem Flugzeug mit?“. Heute spielt eher eine Rolle, wie viele Rollstuhlfahrer wir an Bord haben werden, wie der Zustand des Flugzeugs ist, welche Ausnahmen vom normalen Flugverfahren es wohl geben wird oder ob das Flugzeug noch enteist werden muss.

Björn Otto beim Springer-Meeting 2019 mit Wettkampfleiter Günter Sägebrecht (l.) und Meetingdirektor Ulrich Hobeck (r.).

Welche Rolle spielt der Sport heute noch in Deinem Leben?
Nach wie vor eine große. Stabhochsprung betreibe ich aktiv natürlich nicht mehr. Da war ich mal bei 6,01m – das würde heute nicht mehr gehen. Ich brauche aber den Leistungsbezug, sonst würde das wenig Sinn machen. Aber ich gehe viel mit meinem ehemaligen Trainer Michael Kühnke in den Kraftraum, ich fahren Ski, gehe Gleitschirmfliegen oder Klettern. Vor ein paar Jahren habe ich mit dem Golfen angefangen. Aber eine regelmäßige Sportart habe ich noch nicht gefunden. Ich fliege zwar Mittelstrecke und bin abends zu Hause. Aber wöchentlich immer zur gleichen Zeit – das ist schwierig zu planen.

Du hast ursprünglich Biologie studiert – spielt das in Deinem Leben noch irgendeine Rolle?
Unser ganzes Leben ist Biologie, insofern spielt das natürlich überall eine große Rolle. Das Thema interessiert mich nach wie vor sehr und ich lese viel dazu. Damals war es das Richtige für mich, weil es sich auch gut mit dem Leistungssport verbinden ließ.

In TV-Dokus berichten Piloten immer von ihren Lieblings-Flughäfen und ihren Alptraum-Flughäfen. Hast Du die auch? Wo würdest Du gern mal landen und wo auf keinen Fall?
Es gibt Flughäfen, die schön anzufliegen sind und wo man viel sieht. Heraklion auf Kreta ist so einer. Wenn man nach Osten startet, fliegt man direkt über den Hafen.
Manche Flughäfen sind technisch sehr anspruchsvoll, aber das sehe ich eher als fliegerische Herausforderung, nicht als Alptraum-Flughafen. Das wäre für mich eher ein Flughafen, bei dem das ganze Handling drumherum etwas schwierig ist und man mehr mitdenken muss. In Tunesien ist das zum Beispiel oft so.
Ich würde gern mal in Innsbruck landen, das ist ja toll gelegen in den Alpen. Das Anflugverfahren ist sehr komplex, da muss man sehr wachsam sein zwischen den Bergen.

Du engagierst Dich für Plan International und die Herman-van-Veen-Stiftung – beide unterstützen Kinder. Warum ist es Dir wichtig, Dich hier einzubringen?
Ich finde es generell wichtig, sich karitativ zu engagieren, aber ich muss mit dem Herzen dahinterstehen können. Kinder können sich schlecht wehren, sie brauchen Fürsprecher. Und ich sehe mich selbst noch als großes Kind, deshalb stehe ich da voll dahinter. Plan International ist durch die Förderung einzelner Kinder sehr personenbezogen, die Herman-van-Veen-Stiftung ist eher objektfördernd, daher ergänzt sich das sehr gut.
Ich möchte hier auch etwas zurückgeben. Ich wurde als Kind viel von anderen zu Wettkämpfen mitgenommen und viel gefördert – ohne diese Unterstützer wäre ich nicht so weit gekommen.